Oliver Micke1, Jürgen Vormann2, Klaus Kisters3

1) Franziskus Hospital Bielefeld, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Bielefeld, Germany

2) Institut für Prävention und Ernährung, Ismaning, Germany

3)  Operasan Dialysezentrum, Herne, Germany

 

Das essentielle Element Magnesium (Mg) spielt eine wesentliche biochemische, zelluläre und physiologische Rolle, die für kardiovaskuläre, immunologische, respiratorische und neurologische Funktionen des menschlichen Körpers notwendig sind. Sowohl niedrige Serum- als auch diätetische Mg-Werte wurden mit der Schwere der COVID-19-Erkrankung einschließlich der Mortalität, in Verbindung gebracht. Beide sind auch mit bekannten COVID-19-Risikofaktoren korreliert, z.B. höherem Alter, Adipositas, Typ-2-Diabetes, Nierenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Asthma.

Darüber hinaus handelt es sich bei Gebieten mit hoher COVID-Sterblichkeit und Krankenhauseinweisung überwiegend um Gebiete mit einer Ernährung mit modernen, stark verarbeiteten Lebensmitteln, also einer Ernährung mit niedrigem Mg-Gehalt.

Dieser Review zeigt den Einfluss des Mg-Status auf COVID-19 und zeigt, dass Serum-Mg zwischen 2,19 und 2,26 mg/dl und eine Mg-Zufuhr über die Nahrung von >329 mg/Tag während COVID schützend wirken. Inhaliertes Mg kann die Sauerstoffversorgung hypoxischer COVID-19-Patienten deutlich verbessern. Allerdings wurde orales Mg zur Behandlung von COVID nur in Kombination mit anderen Mikronährstoffen untersucht, so dass der Effekt der Einzelkomponenten nur schwer zu ermessen ist.

Ein Mg-Mangel ist zudem an der Entstehung und Verschlechterung neuropsychiatrischer Komplikationen von COVID-19 beteiligt, darunter Gedächtnisverlust, Wahrnehmungsverlust, Geschmacks- und Geruchsverlust, Ataxie, Verwirrtheit, Schwindel und Kopfschmerzen. Diskutiert wird auch das Potenzial von Zink und/oder Mg, die Wirksamkeit von Arzneimitteltherapien zu erhöhen oder die Nebenwirkungen von Anti-COVID-Medikamenten zu reduzieren, dies spielt aber eine zunehmend geringere Rolle.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mg in der Nahrung sowohl zur Vorbeugung als auch zur Prävention von Bedeutung zu sein scheinen und dies aus mehreren Gründen: Ein niedriger Mg-Gesamtstatus in der Nahrung korreliert stark mit mehreren Risikofaktoren für COVID-19. Es hat sich ebenfalls gezeigt, dass das Risiko einer COVID-19-Infektion in Gebieten mit niedrigem Mg-Gehalt in der Umwelt insgesamt höher ist. Bei Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion kommt es bei Krankenhauseinweisungen zu einer höheren Prävalenz von Hypomagnesiämien. Die Hypomagnesiämie scheint dabei ein unabhängiger Risikofaktor zu sein, der mit einer ungünstigen Prognose bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 korreliert. Außerdem scheint eine erhöhte Aufnahme von Mg über die Nahrung bei Patienten mit COVID-19 günstig zu sein. Ein niedriger Mg-Status und Hypomagnesiämie sind mit den neuropsychiatrischen Komplikationen korreliert, die bei COVID-19 auftreten können. Eine SARS-CoV-2-Infektion an sich kann allerdings auch schon die Ursache für eine Hypomagnesiämie sein.