Nguyen-Duong H
Univ. Ulm, D-89079 Ulm. Email: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Die essenzielle Hypertonie (EH), deren Symptome nicht renal-bzw. hormonal-bedingt sind, wird dadurch charak-terisiert, dass Erhöhungen des durch den Kontraktions-zustand der Arteriolen gesteuerten peripheren Gesamtwiderstands, unmittelbar mit Zunahmen des diastolischen Blutdrucks zusammenhängen. Es ist daher naheliegend bei der Untersuchung der EH Ätiologie nach Risikogenen zu fahnden, die mit der Funktion der Widerstandsgefäße in direkter Beziehung stehen. Es ist seit langem bekannt, dass die Fähigkeit der Arteriolen eine Eigenrhythmik zu entwickeln, eine Grundvoraussetzung für deren Funktion darstellt, die darin besteht eine optimierte energetische Gewebsversorgung zu gewähr-leisten. Die zellulären, für die physiologische Fluktuationen (ca. 0,04-0,5 Hz) des Arteriolen-Durchmessers („Vasomotion“) und somit für die Gewebe-versorgung zuständigen „Flowmotion“ verantwortlichen Mechanismen, setzen sich dabei aus zwei Komponenten zusammen: 1. Erzeugung von Spikes-produzierenden Schrittmacherzellen und 2. elektrotonische Synchronisierung der oszillierenden vaskulären Zellen über Gap-Junctions (GJ)-Kanäle. Der vorliegende Beitrag schlägt als Ursache für das Auftreten der EH im Erwachsenenalter folgende zelluläre epigenetisch-bedingte Pathomechanismen vor: eine sich langsam einschleichende allgemeine Schwächung der arteriolären „Vasomotion“, als Spätfolge der bei der fetalen Programmierung eintretenden Stummschaltung von Connexin-Genen; Connexine (Cx) sind GJ-Bausteine. Das Ausmaß der gapjunctionalen interzellulären Kommunikation, das für die Synchronisation der arterio-lären Glattmuskelzellen entscheidend ist, wird über Biosynthese und Umsatz der Cx-Untereinheiten kontrolliert. Um Mutationen bzw. epigenetische Stummschaltung von Genen zu kompen-sieren, werden von den meisten Zellen beim Aufbau der Kanäle vielfältig, sich gegenseitig vertretende Cx-Untertypen exprimiert. Dies erklärt warum eine abgeschwächte, arterioläre „Vasomotion“ sich erst im Erwachsenenalter manifestiert, wenn die Fähigkeit epigenetischen Defekte zu kompensieren abnimmt. Die Zunahme des diastolischen Drucks entsteht als Folge einer abgeschwächten arteriolären Vasomotion, die durch einen stark erhöhten konstriktorischen Sympathicotonus kompensiert wird. Zusammenfassend ließe sich die EH in Anbetracht der Reversibilität der epigenetisch-verursachten Dysregulationen und der vasodilatatorischen Wirkung von Mg Ionen, durch adäquate Supplementierung mit Mg, durch epigenetisch-orientierte Diät-Pläne, sowie durch geeignete Verhaltenstherapien möglicherweise erfolgreich behandeln.