1v. Ehrlich B, 2Kisters. K     1 Kempten und  2Dialysezentrum Herne & WWU Münster

Eine 21 Jahre junge Patientin  wird unter dem Bild einer schweren depressiven Störung mit ausgeprägten Angstzuständen vorstellig.  Die initiale Anamnese ergibt – auf Befragen und Ansehen – typische Magnesiummangelsymptome: Lidzucken, Crampi, Cephalgie, Schlafstörungen, Ängste, Depressivität, Ruhetachykardie, subjektiv Herzrasen, Tinnitus, ungerichteter diffuser Schwindel, Konzentratiosstörung –  Hyperreflexie , Chvostek + + .

In der Vorbehandlung fällt auf die Therapie mit Prograf (Tacrolimus) wegen einer extern bioptisch gesicherten Glomerulonephritis (GN). Die externe Therapiesteuerung erfolgte Leitlinien-konform nach der Proteinurie. Magnesium war bisher nicht in Betracht gezogen worden.

Die Prima Vista Empfehlung zusätzlicher hochdosierter Magnesium-Supplementation mit 600mg (2x 300mg) Magnesiumcitrat wurde nach Eintreffen des Laborergebnisses kontinuierlich escaliert bis 1200 mg Mg (ab da -erst – Durchfallgrenze sui generis).

Labor: initial: Mgs 0,62 mmol/l (Soll > 0,85) ; Mg/Ca-Quotient 0,258 (mmol/l/mmol/l)(Soll >0,35 ) unter kontinuierlicher Hochdosissupplementation oral wurde max erreicht: Mgs 0,65  ; Mg/Ca 0,29 somit oral unzureichend unter gegebener CNi Therapie.

Pulswellenanalyse insbesondere Augmentationsindex (AIX) – mikrovaskuläre Funktion: Im Magnesiummangel kommt es zum pathologischen Anstieg des AIX als Ausdruck verschlechterter mikrovaskulärer Funktion. Initial AIX  47% ! - dem Lebensalter nach hochpathologisch - wie bei > 80 jährigen; unter oraler Magnesiumsupplementation Abfall des AIX auf 41% - weiter erheblich pathologisch.

Unter der hochdosierten Magnesiumtherapie parallel zur Besserung des mikrovaskulären AIX Befundes tendentiell weniger Proteinurie.

Auf Grund der notwendig  fortgesetzten CNi Therapie Einleitung einer 10maligen parenteralen Magnesium-Therapie (je 8mmol/30-40min/Therapietag) – zusätzlich zur fortgesetzten 1200mg oralen Mg Supplementation. Unter dieser Magnesium Hybrid-Therapie  maximal erreichtes Serum Magnesium weiter 0,65 aber den bisher besten Mg/Ca Quotienten von 0,295 bei gleichzeitiger fortgesetzter subjektiver und objektiver Besserung der Magnesiummangel-Symptomatik. Wiederholte Kontrollen der Pulswellenanalyse zeigten eine kontinuierliche Besserung des AIX über  39%/ 31%/ 28% gerade in den oberen Altersstreubereich.  Ein nachfolgender Versuch mit reduzierter CNi Dosis wurde abgebrochen wegen zunehmender Proteinurie.

Beurteilung: Dem CNi (Tacrolimus) typischen Magnesiummangel wird offenbar nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Magnesiummangel als quantité negligable connotiert. Die daraus resultierende hochgradige Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit der Pat. konnte durch hochdosierte und insbesondere Magnesium-Hybridtherapie deutlich gebessert werden. Die zudem resultierende hochpathologische mikrovaskuläre Funktion im Magnesiummangel ist im Hinblick auf die renale wie cardiovaskuläre Langzeitprognose der Pat. unbedingt nachhaltig zu adressieren. Hierzu könnte neben der Mg-Hybridtherapie eine zusätzliche Therapie mit SGLT2 Hemmern – bisher hierzu nicht zugelassen -. sinnvoll sein. Angesichts der hohen Rate von Progression der GN unter Leitlinientherapie zur Dialysepflichtigkeit einerseits und der therapieinduziert verschlechterten Lebensqualität im Gefolge des Magnesiummangels ist ein regelmäßiges Magnesium und AIX (PWV) Monitoring sowie Magnesium-Hybridtherapie zu empfehlen. Gängige Medikamentenverzeichnisse sollten die lange bekannte Nebenwirkung Magnesiummangel bei CNi nunmehr endlich erwähnen!   

Korrespond: B.v. Ehrlich Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  Kempten/Allg