Nguyen-Duong H1

1 Univ. Ulm, 89079 Ulm

Traumatische Kindheitserlebnisse setzen beim Menschen über epigenetische Mechanismen die Stress-Resistenz herab, weshalb in späteren Jahren ausgeprägt aversive Reaktionen gezeitigt werden. Auf Grundlage welcher Mechanismen lassen sich solche Reaktionen durch eine Mg-Substitutionstherapie beeinflussen? Da die intrazerebrale Mg-Konzentration einen hochregulierten Prozess darstellt, ist sie gegenüber jeglicher systemischer Mg-Verarmung relativ stabil. Allerdings üben regionale Perturbationen sowohl des ionalen Milieus in cerebrospinaler Flüssigkeit als auch der intraneuronalen Mgi-Konzentration einen entscheidenden Einfluss auf die Funktion der für die Regelung der Stress-Reaktionen verantwortlichen Neuronen-Netzwerke aus. Diese Netzwerke assoziieren den für die kognitive Kontrolle zuständigen Präfrontalcortex (PFC) mit limbischen Gehirn-Regionen, deren Funktionen einer sehr wirksamen neuroplastischen Modulation unterliegen. Bei einem nach chronischen Stresssituationen verursachten Ausfall der Signale aus dem PFC wird das Aktivitätsniveau der Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren (HHN)-Achse hauptsächlich subcortical gesteuert; die Menge des im Blut zirkulierenden Cortisols hängt dann hauptsächlich vom Verhältnis der aus der Amygdala bzw. dem Hippocampus herrührenden antagonis-tischen Einflüsse ab. Dabei könnten sowohl Störungen von der positiven, als auch solche der negativen Rückkoppelungsschleife zu einer Dysregulation der HNN-Achse führen, nämlich über: a. eine anhaltende Aktivierung der Amygdala und/oder b. eine verminderte Expression von hippocampalen Glukokortikoid-Rezeptoren (GR). Eine herunterregulierte GR-Expression könnte durch folgende intrazelluläre Perturba-tionen zustande kommen: einerseits durch eine epigenetisch-bedingte Stilllegung der GR-Rezeptor-Gene und andererseits durch einen Abfall der intrazellulären Mgi-Ionen Konzentration, herbeigeführt durch Chelatbildung an Tryptophan-Metaboliten nach enzymatischer Blockade durch Vit-B6-Antagonisten. Darüber hinaus ist die Aufrechterhaltung einer physiologischen intrazellulären Mgi-Konzentration unerlässlich für die Dimerisierung des Hormon-Rezeptor-Komplexes, als notwendige Vorstufe für die GR-Expression. Da für Mg-Mangelzustände nicht nur eine durch diätetisch-bedingte Unterversorgung, sondern auch entgleiste Stoffwechselwege verantwortlich gemacht werden könnten, lässt sich, angesichts der Komplexität der zerebralen Mgi-Homöostase, eine erstrebte Wirksamkeit von Mg zur Verbesserung der Stress-Resilienz, nur auf der Grundlage einer tiefergehenden Kenntnis der den Stress-Netzwerken zugrundeliegenden neuroplastischen modulierenden Mechanismen demonstrieren.