Spätling L

vormals Klinikum Fulda, jetzt Deutsche Familienstiftung, Gallasiniring 8, 36043 Fulda

Zufällig wurde beobachtet, dass bei einer Patientin mit vorzeitigen Wehen, der wegen Wadenkrämpfen 15
mmol Mg oral verordnet wurde, am Folgetag die vorzeitigen Wehen sich deutlich verringert hatten. Diese
Beobachtung veranlasste uns und viele andere zu einer Vielzahl von Studien. In einer Pilotuntersuchung konnte
gezeigt werden, dass orales Mg die zur Tokolyse notwendige Betamimetikadosis verringert. Es konnte gezeigt
werden, dass der Mg-Serumspiegel sich während der Schwangerschaft besonders im ersten Drittel erniedrigt,
was nicht auf Grund einer Verdünnung geschieht. Die Mg-Ausscheidung über die Niere steigt in der
Schwangerschaft signifikant an. Die intrazelluläre Mg-Konzentration im Myometrium sinkt signifikant im letzten
Trimenon. In einer prospektiv randomisierten Doppelblindstudie verringerte Mg mütterliche Hospitalisationen
besonders wegen Blutungen und vorzeitiger Wehen sowie auch die Frühgeburten. Weniger Kinder mussten in
die Neonatologie verlegt werden. Es wird mehr Mg resorbiert, wenn man drei statt eine Dosis pro Tag
appliziert. Aber in der Muttermilch steigt der Mg-Gehalt nach Mg-Gabe nicht an. Die Mg-Supplementation in
der Schwangerschaft ist heute etabliert, auch wenn insuffizient durchgeführte Cochrane Metaanalysen die
Magnesiumsupplementation als umstritten bezeichnen.