v. Ehrlich B, Internist, Kempten/Allgäu

Hintergrund: Verschiedene epidemiologische Studien haben einen Zusammenhang von Magnesium-Mangel
und Demenz einerseits (Barbagallo 2011; Lemke 1995) - andererseits von Demenz und erhöhter
Gefäßsteifigkeit gezeigt. Jüngst wurde auch die günstige Beeinflussung der Gefäßsteifigkeit durch 24 Wochen
orale Magnesiumgabe im RCT Experiment belegt (Joris 2016). AIX („Augmen-tations-index“ der Pulswelle)
nichtinvasiver Parameter der mikrovaskulären Gefäßsteifigkeit ist ein Biomarker für kardiovaskuläres
Mortalitätsrisiko. Die vorliegende retrospektive Analyse identifizierte Demenz-Patienten, deren langjähriger
Verlauf bekannt ist, dokumentiert deren aktuelle pathologische AIX Werte und ihren langjährig befundeten
Magnesium-Status.

Methoden/Materialien: Bei 224 Patienten mit CV-Risikoindikatoren wurden von Okt 2015-März 2016 in
unserer internistischen Praxis eine Pulswellenanalyse mit den Parametern PWV für makro-vaskuläre und AIX
für mikrovaskuläre Gefäßsteifigkeit durchgeführt. (Mobilograph®) Bei Patienten über 60 Jahre erfolgte zudem
ein „Uhrtest“ als orientierende Diagnostik der cerebralen Leistungs-fähigkeit. Auf Grund auffälligem Uhrtest
und klinischer Hinweise konnte eine Subgruppe von 14 Patienten mit „Demenz“ identifiziert werden. Von allen
Patienten der Demenz-Gruppe wurden die vorhandenen Serum-Mg-Werte und Mg/Ca-Quotienten rückwirkend
soweit verfügbar analysiert.

Ergebnisse: Alle 14 Patienten der Demenz-Kohorte (Ø 82,2 J.- 69-91 J - 12w/2m) hatten einen langzeitig (4-11 J)
dokumentierten unterschiedlich ausgeprägten Magnesium-Mangel. Das initiale Serum-Mg (Mgs) lag bei Ø
0,799 mmol/l. Bei langjährig empfohlener Mg-Supplementation – mit unterschiedlicher Compliance – wurde
ein Mgs über Ø 9,2Jahre von Ø 0,8275 mmol/l gemessen – basierend auf insgesamt 209 Mgs Analysen (Ø 14,9
Analysen/Patient). Der altersbezogene AIX + 2SD lag bei 6/14 Patienten über der Norm, bei 10/14 über 35% bei
12/14 über dem Altersmittelwert. Die beiden Patienten mit normalem resp. günstigem AIX sind 1 Patient mit
Lewy Körper Demenz (Wahnvorstellungen) und einer mit nachhaltig hohem Mgs – also beide Sonderfälle. Der
Mg/Ca Quotient lag bei 6/14 Pat langzeitig im Mittel < 0,35 . Die Gesamtauswertung des Gefäßalters mittels
Mobilograph-Algorythmus ergibt bei 12/14 Patienten ein „älter“ als das implizierte Altersvergleichskollektiv.
Aus laufenden Untersuchungen mit parenteraler Mg-Zufuhr leitet sich die Annahme ab, dass AIX und damit die
mikrovaskuläre Funktion unter den PWV Parametern am deutlichsten auf Mg-Zufuhr reagieren. Synoptische
Berücksichtigung aller 3 Parameter (Mgs-Mg/C-Q-Gefäß-alter) besitzt die höchste Sensitivität.

Schlussfolgerung: Demenzpatienten haben häufig mittels Pulswellenanalyse nichtinvasiv innert 15 min
detektierbare mikrovaskuläre Voralterung und häufig koinzident jahrelang suboptimale Mg-Haushalte.
Hypothese: Die Methode der Gefäßsteifigkeitsmessung in Verbindung mit Analysen von Mgs und Mg/Ca-Q
könnten ein hilfreiches und preiswertes Instrumentarium zur Frühdiagnostik des therapeutisch beeinflussbaren
EVA (early vascular aging) sein und durch langfristige Optimierung des Mg/Ca-Q möglicherweise präventiv
mikrovaskuläre degenerative und Demenz-Prozesse als Teil eines multikausalen Geschehens (Rothemans rule)
verzögern. Langfristiges AIX >35% und Mg/Ca-Q <0,35 insbesondere in Kombination werden als risikoassoziiert
angesehen.