B. v. Ehrlich , D Kempten  Internistische Praxis

 

Schwindel ist in der internistisch hausärztlichen Praxis ein häufiges Symptom mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Üblicherweise findet die Möglichkeit eines Magnesiummangel im Zusammenhang mit Schwindel keinerlei Beachtung.  Alltags Beobachtung in der Praxis führten zu der Annahme, daß ein erhebliches Black Box Phänomen vorliege.  Angesichts des weitgehenden Fehlens einer etablierten pathophysiologisch begründbaren Therapie für die Mehrzahl der Schwindel-Patienten kommt einem anzunehmenden Zusammenhang mit Magnesiummangel und dessen Erkennung erhebliche Bedeutung zu. 

Literaturrecherche zu Schwindel und Magnesium erbringt nur wenige casuistische (1) , einige Review-Hinweise( 2-6) auf die Assoziation, eine Anwendungsbeobachtung bei einem HNO Kollektiv(n=49) (7) , keine kontrollierte Studie, ein Cochran Review zu vestibulärer Migräne (8) – negativ für Triptane , Magnesium unberücksichtigt mangels Daten.

Methode: Wir haben die EDV-Daten aus  20 Behandlungsjahren 2003-2023 retrospektiv systematisch hinsichtlich Magnesium und Schwindel untersucht. Alle Patienten mit Behandlungsdiagnose Schwindel (Kohorte S) , alle Patienten mit Behandlungsdiagnose Magnesiummangel (Kohorte M). Berechnung der Anteile von assoziiertem Magnesiummangel in S sowie der Häufigkeit der Begleitdiagnose Schwindel bei Magnesiummangel. Einzelfallsichtung aller verbleibenden (K E n=143) mit Schwindel erfassten Patienten und Zuordnung der anzunehmenden Schwindel-Ätiologie (Tabelle 1). In einer Subkohorte 2015-2023 wurden verfügbare mikrovaskuläre Befunde (AIX Augmentations-index) der Schwindelpatienten in der Pulswellenanalyse  (IES Gerät) analysiert um jenseits der Asssoziationsdaten die pathophysiologische Plausibilität eines anzunehmenden  Magnesium-Zusammenhanges auf die Schwindel-Symptomatik zu prüfen.  Definition Magnesiummangel : Serum-Magnesium < 0,85mmol/l ergänzend Mg/Ca (jew. in mmol/l) <0,6

Ergebnisse: Unter 995 mit Magnesiummangel Diagnose detektierten haben 148 (15,66%) auch die Behandlungsdiagnose Schwindel .(n=96 64,8 % w ) Von 250 Patienten mit Schwindel-Diagnose haben 199 Magnesiummangel 79,6% (Krit. Mgs < 0,85mmol) – hinzu 1 Pat hochsubst (2000mg) mit nur 1 normalen Messung bei uns – und 2 Pat mit Mg/Ca Quotient (mmol/l/mmol/l) <0,36 identifiziert – synoptisch 80% Magnesiummangel bei Schwindelpatienten. (…  % w)

Die Häufigkeit und Rangfolge der anzunehmenden Ätiologien nach Tab 1 in der Subkohorte E : Platz 1: 20% „psychogen“  2. 10,4% Cardial und Cardio-makrovaskulär 3. 7,6% a)Andere , 7,6% b) polyätiologisch 5. 4,4% a) otogen  4,4% b) neurodegenerativ  7. 4 % Meteotrop 8. 3.2% Polyneuropathie 3,2 % medikamentös 10. 2,4% Fremdgesteuertes Fehlverhalten 11. 0.8% toxisch  12. 0,4% vestibuläre Migräne , 0,4% neoplastisch 0,4% Epilepsie .  

Beurteilung : Bei 80% Magnesiummangel unter allen Schwindelpatienten im Vergleich mit den sonst auffindbaren Ätiologien ist eine Rolle des Magnesiummangels schon von daher wahrscheinlich. Insbesondere die Subgruppen 1 (psy) 2, 3 a und b , 5b,7 meteotrop und 12 vestibuläre Migräne sind häufig von mikrovaskulärer Pathologie (Altersjustiert hohes AIX) gekennzeichnet und diese spricht auf nachhaltige Magnesiumzufuhr meßbar an. Die Einbeziehung des AIX als meßbarer Parameter bietet den Vorteil das sehr subjektiv gefärbte Symptom im Verlauf der Erkrankung und der Beeinflus-sung mit Magnesiumtherapoie mit einem objektiven Parameter zu bewerten.

Hervorzuheben ist im ggs zu der verbreitet üblichen Konnotierung der Abläufe Schwindel in der Hausärztl. Praxis nur zu geringem Anteil otogen und ebenfalls in geringem Anteil mit schweren neurolog Diagnosen erklärt ist , die aber dennoch immer in Betracht gezogen werden müssen. Die Tatsache daß auch diese (primär  otogen/vestibulären und primär neurolg) Patienten häufig Magnesiummangel haben läßt zumindest erwägen daß supportive Magnesiumtherapie auch die Lebensqualiutät dieser Patienten bessern kann. In einem PostVac Fall nach externer Corona Impfung konnte Schwindel und AIX Besserung unter Magnesiumtherpie dokumentiert werden. Weiters ist bei einer Pat mit gesicherter vestibuläre Migräne langjährig Magnesium-Mangel gesichert, AIX Anstieg im Anfall und AIX wie klin. Besserung mit Magnesium dokumentiert.  Für die große Mehrzahl insbesondere die häufigsten psychogenen cardio makrovask und neurodeg, polyneuropath und soweit vorhanden mikrovaskulären Risikopatienten (z.B. auch vestibuläre Migräne) ist die konsequente Optimierung des Mgs in den Zielbereich (> 0,85) pathophys. begründbarer Therapieansatz zumal 2022 von Kolisek et al mit MRT nachgewiesen wurde daß orale Magnesium Supplementation zu einem Anstieg des cerebralen Magnesiums führt .(9)  

Wir stellen die Hypothese auf daß optimales Serum Magnesium zu einer verbesserten Resilienz der Patienten gegenüber verschiedenen Schwindel auslösenden Umständen führt.

Es ist dies nach unserer Kenntnis die erste Untersuchung zum Thema Magnesium und Schwindel bei einer größeren Patientenanzahl.

Limitationen: Gesamtzahl Mg Mangel Pat ist höher als erfasst. Kein direkter Zeitzususammenhang Mg Mangel u Schwindel Consultanlass in die Bewertung eingeflossen. AIX ist erst ab 2015 bei einer Subgruppe erfasst. Die Zahl der nicht auswertbaren Patienten ohne Magnesiumanalyse ist gering (überwiegend Vertretungsfälle oder Non Compliance) , Soweit  die MagnesiumMangel Diagnose gestellt war wurden diese  Patienten mit Magnesium supplementiert. Das Problem der Compliance störenden Faktoren wurde vom Autor auf der Magnesium Konferenz in Liptovsky Mikulas thematisiert.

1 Blanchard 2017    2 Vormann 2016   3 Gröber 2015   4 Chakraborti 2002   5 Eby 1010

6 Wolf 2016   7 Claussen 1988   8 Webster  2023   9 Kolisek 2022

Tab 1 Schwindelätiologien

Psychogen

Seelisch, vegetativ Teil psychosomat.Polytopie,Panik,Hyperventilation

Cardial cardio-makrovaskulär

Orthostase, Cardioneuropathie, SAS

Andere Ursachen

Trigeminusneuralgie, Post Corona „Post-Vac“ Infekte Flüss.Verlust Anämie

Polyätiologisch

 

Otogen

Paroxys,Lagerungsschw.,Neuronitis Meiere sonstige nicht neopl.

Neurodegenerativ

Demenz Parkinson

Meteotrop

Föhn Wetterwechsel Sturmtief

Polyneuropathie peripher

 

Medikamentös

 

Fremdgesteuertes Fehlverhalten

Radikaldiäten

Toxisch

 

Vestibuläre Migräne

 

Neoplastisch

 

Epilepsie