Micke O1, Vormann J2, Kraus A3, Büntzel J4, Kisters K5

1Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Franziskus Hospital, Bielefeld, DE

2Institut für Prävention und Ernährung, Ismaning, DE

3Verla-Pharm Arzneimittel, Tutzing, DE

4Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Südharz Klinikum Nordhausen, Nordhausen, DE, 5Medizinische Klinik I, St. Anna Hospital Herne, Herne, DE

 

Hintergrund: Ein Magnesiummangel kann eine Vielzahl an schwerwiegenden Symptomen verursachen. Niedrige Magnesiumzufuhr bzw. niedrige Serum-Magnesiumkonzentration (Serum-Magnesium) sind zudem bekannte Risikofaktoren für z. B. Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskuläre Erkrankungen. Trotz der wissenschaftlich anerkannten Bedeutung wird dem Magnesium in der klinischen Praxis noch zu wenig Beachtung geschenkt. Dazu trägt bei, dass für das Serum-Magnesium kein einheitlicher und evidenzbasierter Referenzbereich existiert.

Methoden: Selektive Literaturrecherche im Zeitraum 2000 – 2020 mit den Suchbegriffen „reference interval“, „reference range“, „diagnostics“, „status“, „serum“, „plasma“, „hypomagnesemia“, „deficiency“.

Ergebnisse: Das Serum-Magnesium besitzt nur begrenzte Aussagekraft, da die Konzentration im Plasma durch Magnesiumfreisetzung aus Speichern lange Zeit aufrechterhalten werden kann. Ein erniedrigtes Serum-Magnesium ist ein sicheres Zeichen für einen Magnesiummangel; im Referenzbereich liegende Werte schließen Mangelzustände jedoch nicht aus. Dennoch sollte das Serum-Magnesium Bestandteil der Routinediagnostik werden, um Mangelzustände besser aufdecken zu können. Hierfür ist ein einheitlicher und evidenzbasierter Referenzbereich erforderlich. Die aktuelle Datenlage spricht dafür, den unteren Grenzwert des Serum-Magnesiums, der häufig im Bereich zwischen 0,66 und 0,75 mmol/l angegeben ist, auf 0,85 mmol/l (2,1 mg/dl) anzuheben.

Schlussfolgerung: In der Diagnostik Des Magnesiummangels sollten Magnesiummangelsymptome, Risikofaktoren für Magnesiummangel (Anamnese) und das Serum-Magnesium berücksichtigt werden. Für das Serum-Magnesium ist ein einheitlicher und evidenzbasierter Referenzbereich zu fordern.