Nguyen-Duong H, Univ. Ulm, 89079 Ulm, Deutschland

 

Unter Stress-Resilienz versteht man die individuell unterschiedlich ausgeprägte menschliche Fähigkeit psychisch-belastenden Lebensereignissen ohne große Folgeschäden standzuhalten. Ursachen dieser Variabilität lassen sich aus einer Analyse der komplexen Modulationsmechanismen, die den Stress-assoziierten neuronalen Netzwerken zugrundeliegen, herleiten. Bekanntlich lässt sich eine erhöhte Stress-Vulnerabilität auf eine hochregulierte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden (HHN)-Achse zurückführen. Obwohl neuere Studien gezeigt haben, dass die HHN-Achse charakterisiert wird durch eine pulsierende,  aus einer Überlagerung von zirkadianen und ultradianen Rhythmen entstehenden Freisetzung von Glukokortikoiden aus der Nebennierenrinde, weiß man über die Auswirkungen dieser Oszillationen auf die nachgeschalteten zerebralen Stress-Netzwerke immer noch zu wenig. Die rhythmische, durch epigenetische Demethylierungen gesteuerte Transkription zweier Gene, nämlich der FKBP5- und FKBP4-Gene, die für zwei evolutionär verwandte Co-Chaperone der immunophilen Familie kodieren, scheint eine entscheidende Rolle bei der Modulation der Affinität von Glukokortikoid-Rezeptoren (GR) zu Cortisol zu spielen. Einerseits führt die Aktivierung des FKBP5-Gens zu einer erhöhten Expression von FKBP5, was wiederum die Affinität von GR zu Cortisol senkt. Die resultierende ultrakurze zelluläre negative Rückkopplungsschleife ist für die Resistenz gegen Cortisol verantwortlich, die durch Erhöhen der Aktivität der HHN-Achse zu mehr zirkulierendem Cortisol führt. Andererseits erhöht das Zwillings-Co-Chaperon FKBP4 die Affinität von GR zu Cortisol, was zu einer verringerten Sekretion von Cortisol aus den Nebennieren führt. Offensichtlich wäre eine tiefergehende Analyse der Fein-Regulierungsmechanismen, welche die ultradian-oszillierende HHN-Achse (1Pulse/h) modulieren, bei der Identifizierung von Biomarker sehr hilfreich und könnte möglicherweise dazu beitragen, in Verbindung mit einer adäquaten Mg-Substitution-Therapie die Resilienz bestimmter Berufs-gruppen zu optimieren.