Vierling W

Institut für Pharmakologie und Toxikologie der TUM, München

Es ist seit langem bekannt, dass nach thoraxchirurgischen Eingriffen ein erhöhtes Risiko für die Ent­wicklung von supraventrikulären Arrhythmien und hier besonders von Vorhofflimmern besteht. Diese Arrhythmien können die Basis für ventrikuläre Arrhythmien, Embolien und Schlaganfall sein. In der vorliegenden Metaanalyse wurde untersucht, ob es Studien gibt, die belegen, dass durch bestimmte Pharmaka, das Auftreten von Vorhofflimmern (AF) bei Patienten, die sich einer Lungenresektion un­terzogen, verhindert werden kann (Riber et al. Ann. Thorac. Surg. 2014, 98, 1989). In der Analyse wurden 10 randomisierte und kontrollierte Studien aus 161 Studien ausgewählt. Insgesamt kam es bei Anwendung verschiedner Pharmaka zu einer signifikanten Reduktion des relativen Risikos (RR) für postoperatives AF auf 0.53 und der Anzahl der Patienten, die für einen Erfolg behandelt werden mussten (NNT) von 8.5. Die wirksamste Substanz war Amiodaron (RR: 0.32; NNT: 4.8), gefolgt von Magnesium (RR: 0.40; NNT: 6.3). Auch Beta-Blocker waren effizient (RR: 0.43; NNT: 3.8). Dagegen waren Kalzium-Antagonisten weniger effektiv (RR: 0.55; NNT: 10.4). Digoxin erhöhte das Risiko und sollte deshalb nicht verwendet werden. Amiodaron, Magnesium, Beta-Blocker und Kalzium-Antago­nisten erzeugten während der Beobachtungszeit keine schweren Nebenwirkungen. Allerdings wurde eine Studie frühzeitig abgebrochen, weil die Gefahr bestand, dass sich eine Lungen-Dysfunktion ent­wickelt. Kalzium-Antagonisten induzierten Hypotonie und Bradykardie, die aber beherrschbar waren.

Die Ergebnisse zeigen, dass Amiodaron, Magnesium, Beta-Blocker und Kalzium-Antagonisten geeig­net sind, die Entwicklung von AF bei Patienten, die sich einer Lungenresektion unterziehen müssen, zu verhindern. Aus diesem Grund empfehlen die Autoren die Verabreichung einer dieser Substanzen nach Lungenchirurgie und zwar vorzugsweise Amiodaron oder Magnesium. Wenn man allerdings bedenkt, dass Amiodaron schwere Lungenschäden hervorrufen kann, scheint es vernünftiger zu sein, Magnesium oder Beta-Blocker zu verabreichen. Weitere Studien sind notwendig, um die ideale Sub­stanz und die optimale Dosierung zu bestimmen.